In der derzeitigen Corona Situation kann man wieder ganz genau beobachten, wie die Menschen sich auf verschiedene Seiten schlagen und ihre Meinung vertreten.

Manche neigen eher zu Angst und Panikmache oder folgen irgendwelchen Verschwörungstheorien, andere folgen blind dem staatlich gesagtem und handeln strickt nach Vorschrift und wieder andere nehmen sich zurück und schauen sich das Spiel erst mal an und warten ab was passiert.

Meinungsbildung ist immer dann am größten, wenn es irgendwelche schwierigen Situationen gibt, die man nicht so ohne weiteres lösen kann. Die Menschen bekommen Angst, lassen sich von dieser Angst überwältigen und werden dann leicht manipulativ, was einige andere Menschen ausnutzen.

Nun wozu ist eigentlich so eine Meinung gut? Was macht sie und wo kommt sie her? Brauchen wir Meinungen überhaupt? Kann man überhaupt eine neutrale Meinung haben? Oder sind es viel mehr, wie Frau Vera F. Birkenbihl immer so schön sagte, Anderungen, weil sie von anderen kommen?

Bei einer Meinung ist eins ganz sicher, sie verursacht Probleme und alles was Probleme verursacht entsteht aus der Illusion des Ichs (Ja schon wieder). Um eine Meinung zu haben, brauche ich einen Standpunkt. Ein Standpunkt entsteht aus den Erfahrungen, die ich gemacht habe und aus den Worten anderer Menschen, die sich mit meinen Dingen, die ich gut finde, überschneiden, was wiederum aus den Erfahrungen resultiert, die man gemacht hat. Meinungen sind also nichts anderes als Erfahrungswerte in Worten ausgedrückt, die einen unglaublich weiten Diskussionsspielraum lassen, weil sie nichts mit der Realität zu tun haben, sondern nur mit den Erfahrungen desjenigen, der diese Meinung vertritt. Dann kommt jemand, der eine andere Meinung und Standpunkt hat und schon ist das Problem da, jeder denkt er hat recht und der andere ist ja so doof und hat ja keine Ahnung usw. Mit der tatsächlichen Sache hat das dann schon lange nichts mehr zu tun.

Früher habe ich es selber sogar so erlebt, dass ich mich mit jemanden so lange auseinandergesetzt habe, bis wir nicht mehr wussten, worum es überhaupt ging.

Woran liegt es nun, dass wir so etwas wie eine Meinung überhaupt haben?

Nun es passiert eine Situation, die wir sofort bewerten, das ist leider das was die meisten Menschen sofort machen, anstatt die Situation erst mal als solchen wahrzunehmen, einen Raum zu schaffen, die Situation zu betrachten und sie dann anzunehmen.

Wir urteilen sofort über gut oder schlecht und dazu greifen wir auf unsere Erfahrungen zurück, denn anders können wir gar keine Bewertung abgeben, dabei wissen wir noch nicht einmal was wirklich gut oder schlecht ist.

Hierzu eine kleine Geschichte

Einst ging ein König mit einem Freund und seinem Arzt im Wald auf die Jagd. Der König verletzte sich dabei den Finger, der Arzt versorgte die Wunde und verband sie. Der König fragte: “Was meinst du, wird mein Finger wieder gut?“ Der Arzt antwortete: “Gut oder schlecht, wer weiß das schon!“.

Doch der Zustand des Fingers wurde immer schlimmer. Der Arzt nahm den Verband ab und untersuchte ihn noch einmal. Der König erkundigte sich erneut, ob mit dem Finger wieder alles gut werde. Und wieder erhielt er die Antwort: “Gut oder schlecht, wer weiß das schon!“.

Drei Tage später war der Finger so schlimm entzündet, dass er amputiert werden musste. Der König war völlig aufgebracht und ließ den Arzt ins Gefängnis werfen. Er fragte den Arzt:“ Nun, was denkst du darüber, im Gefängnis zu sein?“. Der Arzt antwortete wie gewohnt: “Gut oder schlecht, wer weiß das schon!“. Der König dachte, der Arzt sei wirklich komplett verrückt geworden.

Ein paar Tage später ging er wieder in den Wald, um zu jagen. Dieses Mal verirrte er sich und wurde von Waldbewohnern gefangen genommen. Sie wollten ihn den Göttern opfern, aber als deren Oberhaupt sah, dass der König nur neun anstelle von zehn Fingern hatte, lehnte er ihn als Opfer ab, da er nicht perfekt genug war, und gab ihm die Freiheit.

Der König kehrte in die Stadt zurück und ließ den Arzt aus seiner Zelle holen. Er sagte zu ihm: “Es ist gut, was mit meinem Finger passiert ist, das hat mir mein Leben gerettet, aber es war schlecht, dass ich dich ins Gefängnis werfen ließ!“. Der Arzt widersprach: “Wenn du mich nicht ins Gefängnis geworfen hättest, wäre ich mit dir jagen gewesen. Und da ich über zehn Finger verfüge, hätte man mich den Göttern geopfert. Also hat es am Ende mein Leben gerettet, dass du mich hier eingesperrt hast!“.

Die Moral von der Geschichte ist: “Gut oder schlecht, wer weiß das schon!“.

Anderer Meinung seinWir können niemals wissen, was im Endeffekt richtig ist, da die Dinge sich komplett anders als erwartet entwickeln können. Wenn man mit diesem Bewusstsein, dass man überhaupt nichts weiß lebt, ist das ein wundervoller Weg, um Probleme nicht mehr in sein Leben zu rufen. Denn ganz ehrlich, wer braucht schon eine Meinung? Ist recht zu haben wirklich das höchste aller Dinge? Wie wichtig ist dieses Recht haben, von dem wir noch nicht mal wissen, ob das die Wahrheit ist, ob es gut oder schlecht ist.

Das bedeuten natürlich nicht, dass einem alles egal sein soll. Ganz im Gegenteil, wir können was gut oder nicht so gut finden. Das ist völlig OK, doch einfach das zu akzeptieren was der andere sagt, ohne Wenn und Aber, ist ein Schritt Richtung Freiheit. Wenn es uns absolut nicht gefällt, was der andere sagt oder macht, kann ich ja aus der Situation heraus gehen oder mich nicht mehr damit beschäftigen. Das ist meine Wahl. Wichtig ist den anderen als anderes Bewusstsein wahrzunehmen, mit eigenen Erfahrungen und Ansichten und all diese sind völlig in Ordnung.

Wenn wir das kontinuierlich üben, fangen wir immer mehr an die Dinge zu sehen wie sie wirklich sind. Wir müssen nicht urteilen. Wenn wir einen Stein sehen ist es einfach nur ein Stein, ob er braun oder grau ist, ist egal, es ist immer noch ein Stein, er wird durch unser Urteil nicht schöner oder hässlicher, das passiert nur in unserem Kopf, der Illusion des Egos. Es ist und bleibt ein Stein, da können wir anstellen, was wir wollen. Und so ist es auch mit so vielen anderen Dingen, z. B. Verschwörungstheorien, die Angst als Basis haben. Meistens stellt sich nachher heraus, dass dann doch nichts dran ist. Sicherlich gibt es auch einige Wahrheiten oder vielmehr Dinge, die sich dann in diese Richtung entwickeln, aber das passiert in den wenigsten Fällen. Ich finde es immer wieder traurig zu sehen, wie Menschen sich in solchen negativen Dingen aufhalten, bis es für sie zur Realität wird. Die meisten wissen gar nicht, wie einfach das im Internet funktioniert. Nehmen wir z. B. Facebook. Facebook ist so aufgebaut, dass man von den Dingen immer mehr bekommt, womit man sich gerade beschäftigt, worauf man reagiert, was man mit gefällt mit markiert, etc. Das heißt, wenn ich mich mit Verschwörungstheorien beschäftige, diese kommentiere, etc., bekomme ich immer mehr davon. Beschäftige ich mich mit positiven Dingen, bekomme ich immer mehr davon. Probiert es mal aus, ihr werdet sehen. Das kann ganz schnell zur Falle werden.

Hört einfach immer in euch rein und achtet darauf, dass eine Situation stimmig ist. Akzeptiert andere Menschen als anderes Bewusstsein, urteilt und bewertet nicht. Das macht euch frei und glücklich. Es ist wie immer Arbeit und man brauch dazu eine gesunde Achtsamkeit, doch das kann man sehr gut trainieren.

In diesem Sinne – seid achtsam.