Wir leben in einer sehr schnelllebigen Gesellschaft. Viele Menschen hetzen von einem Termin zum anderen und achten nicht darauf, wie schädlich dieser selbst gemachte Stress für den eigenen Organismus ist. Immer wieder stelle ich fest, dass der Begriff Achtsamkeit viel Verwirrung und die grundlegende Frage aufwirft, was Achtsamkeit überhaupt bedeutet. Die meisten Menschen verwechseln Achtsamkeit mit Konzentration, dabei haben die beiden Begriffe kaum was miteinander zu tun.
Konzentration ist meisten auf ein Objekt oder Subjekt gerichtet, wo hingegen Achtsamkeit überhaupt nichts mit Konzentration zu tun hat. Achtsamkeit bedeutet vielmehr, dass man mit einer gewissen Bewusstheit die momentane Situation erfasst, ohne zu bewerten. Die Situation so anzunehmen, wie sie ist und nicht zu reagieren. Man bleibt im gegenwärtigen Moment, im JETZT.
Das JETZT ist das Einzige, was uns zur Verfügung steht und gelingt es uns in diesem Moment komplett bewusst anwesend zu sein, verschwinden plötzlich alle Probleme. Dennoch leben die meisten Menschen gedanklich ständig in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Allerdings existieren Vergangenheit und Zukunft eigentlich gar nicht und finden nur in unseren Gedanken statt. Wir können immer nur im JETZT leben, selbst wenn wir etwas für die Zukunft planen wollen, machen wir dies im JETZT. Auf dieses Theme werde ich noch in einem separaten Beitrag genauer eingehen, da dieses Thema auch sehr umfangreich ist.
Jon Kabat-Zinn, der Gründer der MBSR Therapie (Mindfulness-Based Stress Reduction/Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion) hat es ebenfalls in einem schönen Zitat zusammengefasst.
Achtsam zu sein heißt nichts anderes, als aufmerksam auf alles zu achten und die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Es geht nicht darum, irgendetwas zu verändern.
Kabat-Zinn 2013
Womit fange ich nun an, wenn ich in das Thema Achtsamkeit einsteigen möchte? Nun, ein guter Einstieg ist morgens, direkt nach dem Aufwachen. Werde dir sofort bewusst wo du dich befindest, sei dir bewusst, dass du lebst. Das hört sich seltsam an, doch ist es so, dass Millionen Menschen abends ins Bett gehen und morgens nicht mehr aufwachen. Sei also dankbar, dass du lebst und mache dir noch andere Dinge bewusst, für welche du dankbar bist, z. B. dass du ein Dach über dem Kopf hast, eine tolle Frau, die Blumen in deinem Zimmer, die Sonne… ganz simple Dinge halt. So lernst du nach der Zeit wieder die kleinen Dinge zu schätzen, die wir normalerweise nicht mehr beachten. Das hat zwar nur indirekt etwas mit Achtsamkeit zu tun, hilft aber sich auf den folgenden Tag einzustellen.
Wichtig ist, dass du dich immer vollkommen im jeweiligen Moment befindest. Versuche selbst beim Zähneputzen darauf zu achten welchen Zahn du gerade putzt, wie die Zahnpasta schmeckt, wie sich die Zahnbürste anfühlt. Wenn du unter der Dusche bist, dann spüre wie die Wassertropfen sich auf deiner Haut anfühlen, welches Geräusch die Dusche macht, wie das Wasser an deinem Körper runterläuft, wie die Seife riecht, usw. Wenn du isst, dann esse, bereite die Mahlzeit liebevoll zu, schau dir genau an, wie sie aussieht, welche Dinge auf deinem Teller sind, genieße jeden Bissen. Nimm dir Zeit fürs Essen und kaue sorgfältig, das wird dir nicht nur ein extra Geschmackserlebnis geben, sondern tut deinem Körper auch richtig gut, weil du durch das Kauen deinem Magen Arbeit abnimmst.
Wenn du mit jemandem sprichst, dann schenke ihm oder ihr die volle Aufmerksamkeit, höre richtig zu, wende dich nicht ab, versuche an nichts anderes zu denken, bestätige zwischendurch das gehörte auf Richtigkeit aber unterbricht die Person nicht. Lasse sie ausreden und gehe dann auf das Gespräch ein.
Und das aller Wichtigste was du immer tun kannst… Lächle so oft du kannst, das wird vieles vereinfachen.
Das sind einige kleine Tipps, die, wie du sehen wirst alles andere als einfach sind. Deine Gedanken werden immer versuchen dich aus dem Konzept zu bringen. Ärgere dich nicht darüber, das ist völlig normal und wird mit der Zeit besser werden. Dies alles braucht Zeit und Durchhaltevermögen, aber ich verspreche dir, dass es sich lohnen wird. Mit der Zeit wirst du Dinge wahrnehmen, die in Vergessenheit geraten sind, wunderschöne Dinge du wirst sehen.
Wenn du Hilfe oder mehr Tipps benötigst, dann spreche mich gerne an.
Zum Schluss noch eine kleine Geschichte die tiefgründiger ist, als sie zunächst scheint:
Ein buddhistischer Meister wurde einmal gefragt, warum er trotz seiner vielen Beschäftigungen immer so glücklich sein könne.
Er sagte: „Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich esse, dann esse ich, wenn ich liebe, dann liebe ich …“
Dann fielen ihm die Fragesteller ins Wort und sagten: „Das tun wir auch, aber was machst Du darüber hinaus?“
Er sagte wiederum: „Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich esse, dann esse ich, wenn ich liebe, dann liebe ich …“
Wieder sagten die Leute: „Aber das tun wir doch auch!“
Er aber sagte zu ihnen:
„Nein – wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon, wenn ihr steht, dann lauft ihr schon, wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel.“